Donnerstag, 26. März 2009

Zuggeschichte

Der Nachmittag war ziemlich cool, wir hatten nicht sonderlich viel zu tun und die Stimmung im Büro war bestens. Kurz nach 21 Uhr saß ich im Zug, freute mich schon auf mein Feierabend-Bier zuhause, als ich unfreiwillig zum Zuhörer einer wahnsinnig rührenden Geschichte wurde. Zwei Sitzreihen vor mir saß ein junger Mann, wahrscheinlich mit einer älteren Kollegin, und erzählte seine Outing-Geschichte. Er redete zwar nicht laut, doch weil das Abteil ziemlich leer war, bekam ich die gesamte Geschichte mit. Wie er viele Jahre seiner Kindheit und Jugend darunter litt, schwul zu sein und mit niemenden darüber reden zu können und sich dann endlich mit 17 traute, es seinen Eltern zu erzählen. Als diese dann unerwatet positiv auf sein Schwulsein reagierten, fiel ihm ein Stein vom Herzen und er fasste sich schließlich den Mut, es auch seinen Freunden, seinen Mitschülern und seinen Lehrern zu erzählen. Heute, mit 19, sei er total froh darüber, sei glücklich, habe überhaupt keine Probleme mehr mit seiner Homosexualität und sein Selbstbewusstsein wachse von Tag zu Tag. Ich war wirklich sehr gerührt, als ich ihm so zuhörte, denn dem jungen Mann sah und hörte man es an, dass er wirklich glücklich ist. Die 25 Minuten Zugfahrt gingen heute ausnahmsweise viel zu schnell vorbei, denn gerne hätte ich ihm noch ein Weilchen länger zugehört. Ich stieg aus, fuhr nach Hause und der junge Mann fuhr weiter Richtung Lebach.
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