Dienstag, 28. Juli 2009

CSD SaarLorLux, (m)ein Resümee

Es ist jetzt zwar schon zwei Tage her, aber ich versuche mich mal an meinem kleinen Resümee zu einem zauberhaften CSD-Sonntag in Saarbrücken, wenn auch mit ein paar nicht so schönen Nebenerscheinungen.
Dass die allgemeine Stimmung mehr phantastisch und das Wetter traumhaft war, ist auf ja meinen paar Fotos unschwer zu erkennen. Und dass mehr als weit mehr als doppelt so viele "Schaulustige" wie im letzten Jahr an der Paradestrecke und später auf dem Straßenfest waren und wir in diesem Jahr somit mit fast 25.000 Menschen einen Besucherrekord in 11 Jahren saarländischer CSD-Geschichte erreicht hatten, war aus den Medien zu entnehmen.
Es war einfach genial, die Stimmung stimmte, alles hat gepasst. Wir waren gegen 14 Uhr in der Stadt, fanden auch gleich ein Plätzchen, wo wir uns für die Parade positionierten und besorgten uns gleich schon mal ein paar kühle Bier, während wir auf die Kampflesben warteten, die alljährlich die Parade mit ihren Motorrädern anführten. Mit etwas Verspätung ging es dann auch los - die Lesben zuerst, gefolgt von Samba-Gruppen, den einschlägigen Lokationen und Partys, die Freund/innen aus Frankreich, Trier und Kaiserslautern und den rot-grün-gelben Parteien, die mit homofreundlichen Parolen fleißig auf Wählerfang waren. Denn schließlich will man(n) ja ins Grundgesetz. "Wir wollen nicht draußen bleiben - Lesben und Schwule ins Grundgesetz" lautete das Motto des diesjährigen CSD und das war an fast jedem Wagen zu erkennen. Ansonsten wurden wieder alle Klischees erfüllt, die Parade war laut, schrill und bunt, es gab viel nackte Haut zu sehen, Muskeltypen, Tunten in rosa oder die Hardcore-Lesben, alle haben sich fein gemacht für ihren Feiertag.
Der wurde dann später auf dem kleinen Straßenfest vor'm History auch kräftig gefeiert. Nach dem kurzen politischen Teil des Bühnenprogramms kam der Showteil, und der war am Abend richtig gut. Die SchmitZ-Family aus dem "liebverfeindeten" Trier hat sich selbt übertroffen, obwohl ich dies nach meinem Besuch beim Trierer CSD vor einigen Wochen nicht für möglich gehalten hätte. Meinen ganz großen Respekt vor dieser genialen Truppe!!! Als krönenden und dennoch traurigen Abschluss gab es (zum 11. Mal!) Melitta van Cartier! Sie muss man jenseits Südwestdeutschlands zwar nicht unbedingt kennen, man sollte man aber, auch wenn man nicht unbedingt auf Travestie steht! Ihr Programm war phantastisch wie immer, die Stimmung war besser denn je. Bei Michael Jacksons Heal the world sang der Platz mit, als kannte noch jeder den Song aus dem Musikunterricht in der Schule. Das ging genau so unter die Haut wie Melittas traurige Ankündigung, dass es wohl ihr letzter Auftritt auf einem Saarbrücker CSD war. Die anschließende Abschminknummer zu Niemals geht man so ganz war zwar heftig, aber traurig-schön. Stehende Ovationen, tobender Applaus, aus. 23 Uhr, das Straßenfest war pünktlich zu Ende, denn die Damen und Herren von Ordnungsamt und Polizei schauten schon genervt auf ihre Uhren.

Und während man auf dem Straßenfest vor dem History den ganzen Tag ausgelassen am Feiern war, hatten die Wirte der benachbarten Bars Madame und Mademoiselle seit Samstag Abend mit der unschönen Seite des Festes zu kämpfen. Dort standen nämlich bereits am Samstag Abend hunderte von Menschen auf dem Bürgersteig vor den überfüllten Lokalen, was der Saarbrücker Polizei gar nicht so gefallen hat. Mehrmals am Abend wurde die Menschenmenge grob aufgescheucht und weggeschickt, den Wirten wurden Ordnungsgelder und am Sonntag sogar Konzessionsentzug angedroht, sollten die Leute sich weiterhin auf dem Radweg (und der befindet sich in Saarbrücken nicht auf der Straße, sondern auf dem Gehweg!) oder auf der Straße aufhalten. Dem Madame-Wirt blieb am Sonntag keine andere Wahl, als aus Angst vor Sanktionen eine höllisch teure Security-Firma zu engagieren, deren fünf Bodyguards die Leute auf eine aggressiv-arrogante Art vertrieben. Nach dem Straßenfest wollten wir am Sonntag Abend noch gemütlich irgendwo ein Bierchen trinken und staunten nicht schlecht über Madame und Mademoiselle, die beide schon am dicht machen waren, weil schon wieder die Polizei da war und gedroht hat, die Laden schließen zu lassen, bevor sie es nicht selbst machen.
So viel zum Thema Toleranz und Akzeptanz... vielleicht sollte man 2010 besser mal im CSD-Motto fordern, wenigstens an zwei Tagen im Jahr feiern zu dürfen, wie heterosexuelle Menschen auch - am Altstadtfest, am Nauwieser Fest, am Saarspektakel,...

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