Mittwoch, 8. Juli 2009

Alles heult und SONY lacht

Foto: AP via spiegel.de
Da hatte Liz Tylor schon Recht als sie sagte, das sei ihr "zu viel Tamtam" und sie gehe deshalb nicht zur Beerdigung ihres Freundes Michael Jackson. Auch Mister President Obama tat genau das Richtige und aß stattdessen lieber mit Wladimir Putin russische Eier anstatt sich den heuchlerischen Reden vieler der Beteiligten bei Jackos Trauerfeier in L.A. anzuschließen.
Ich habe mir tatsächlich dieses "größte TV-Event aller Zeiten" von Anfang bis Schluss angesehen . Ich war wie fast 1 Milliarde andere Menschen weltweit auch live dabei, wie Michael Jacksons Restkörper verabschiedet wurde, in einer gigantischen Show, die von den schwarzen Limousinen bis zum roten Teppich schon fast an die Oscar-Verleihung erinnerte. Mit dem kleinen Unterschied, dass in dem goldenen Sarg da vorne der "King of Pop" lag, der nur darauf wartete, endlich die ewige Ruhe zu finden.
Und anstatt hier einem Menschen zu gedenken, der zwar sehr wohl Musikgeschichte geschrieben hat und über lange Zeit selbst sehr gute Musik gemacht hat, sich letztendlich aber doch auch selbst zu Grunde gerichtet hat und seit Jahren nichts anderes mehr war als ein Freak, hat man im Staples Center in Los Angeles eine giganische Show aufgezogen, als hätte es nie etwas anderes gegeben als eben dieser Michael Jackson. In jeder Ecke waren Kameras angebracht, die diese Show bis ins Detail aufzeichneten, um sie bereits noch in der Nacht nach der Trauerfeier schnell auf DVD zu brennen, um sie ganz bald an das Volk zu verscherbeln.
Zwischendurch wurde immer mal wieder auf die Tränendrüsen gedrückt, um ja auch jeden Einzelnen der Milliarde von Zuschauer zu erreichen. Immer mal wieder einen Kameraschwenk auf Michaels ach so harmonische Familie - den Vater, der ihn nun nach seinem Tod um Verzeihung für alle seine Missetaten bat, Schwester LaToya, versteckt unter einem überdimensional großen Hut, mittlerweile selbst durch zahlreiche Schönheits-OPs bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt oder Janet, die ihm, wenn wir ehrlich sind, seinen Erfolg doch nie richtig gegönnt hat. Und schließlich seine Kinder. Als seine Retortentochter Paris in Tränen ausbrach und Michael als besten Daddy der Welt bezeichnete, spätestens da brach auch der letzte der 1 Milliarde Zuschauer in Tränen aus und redete sich ein, was für ein toller Mensch der King of Pop doch war. Eigentlich. Doch war er das wirklich? Waren da nicht auch noch die Vorwürfe wegen Kindesmisshandlung? Falsches Thema, nur nicht daran denken. Schnell hat man einen 12-jährigen Jungen aus einer Casting Show ein herzergreifendes Liedchen singen lassen und Michael Jackson war wieder der King und der Held des Abends, der tote Held. Herzergreifende Schnulzen waren überhaupt sehr beliebt bei dieser Trauerfeier. Mariah Carey schluchzte im kurzen Schwarzen ihr "I'll be there" und hoffte insgseheim natürlich wieder auf einen eigenen Hit. Auch Stevie Wonder heulte am Flügel, dass man sich gewünscht hätte, er wäre besser stumm statt blind geworden. Aber egal ob Lionel Richie, Usher oder wie sie alle hießen, es wird garantiert ganz bald von SONY BMG eine "Tribute to..."-CD geben mit allen Hits aus dieser gigantischen Show im Staples Center.
Apropos SONY - da lacht sich nun wohl jemand heimlich ins Fäustchen. Allein in Deutschland drehte sich in den Plattenläden in der letzten Woche fast alles um deren einstige Geldquelle Michael Jackson. 60% aller Plattenverkäufe gingen in den letzten Tagen auf das Konto der Plattenfirma des "Kings". Michael Jackson steigt am Freitag wieder in die Deutschen Charts ein, und zwar nicht nur ein-, sondern gleich 24 mal in die Single-Top 100 und 9 mal bei den Alben (siehe hier). Da soll mal einer behaupten, Michael Jackson sei tot...
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